Jahresarbeit Glaukom

  • Hallo,


    ich bin neu in diesem Forum. Ich bin Schülerin eines Gymnasiums und ich schreibe im Moment an einer Jahresarbeit zum Thema Glaukom. Ich muss in diese Arbeit einen eigenen wissenschaftl. erarbeiteten Teil einbringen und dazu habe ich mir überlegt, dass ich über die Folgen einer Erkrankung an Glaukom für Kinder zu berichten. Mein Bruder ist auch an Glaukom erkrankt und daher bekomme ich auch einige Schwierigkeiten dieser Erkrankung mit. Doch ich habe trotzdem noch einige Fragen:


    1.) Welche Einschränkungen hat Ihr Kind durch die Erkrankung an Glaukom?


    2.) Wie gehen ihre Kinder mit dieser Erkrankung um? Sind die psychischen Folgen sehr groß (z.B häufiges Weinen des Kindes,...)?


    3.) Wie gehen die Kinder mit dieser Krankheit um?


    4.) Wie gehen Sie damit um ein glaukomerkranktes Kind zu haben?


    5.) Wird Ihr Kind von anderen Kindern aufgrund seiner Erkrankung geärgert?


    Ich würde mich sehr über die Beantwortung der Fragen freuen und es würde mir sehr bei meiner Jahresarbeit weiterhelfen!


    Liebe Grüße
    Aline

  • Hallo Aline,
    ich finde es gut, dass du dich in deiner Jahresarbeit mit dem Glaukom auseinandersetzt.
    Gern will ich auf deine Fragen eingehen:


    1. Helene hat ein Sekundärglaukom, d. h. es ist entstanden nach einer Entfernung der Linsen wegen Grauem Star im Babyalter. Folglich hat sie eine Brille mit sehr dicken (starken) Gläsern. Das ist optisch nicht angenehm.
    Weitere Einschränkungen: Weil der Sehnerv schon Schaden genommen hat, ist das Gesichtsfeld eingeschränkt. Sie sieht also links und rechts vom Blickfeld nicht viel. Alles was sich schnell bewegt, z. B. einen Ball im Sportunterricht kann sie nicht wirklich verfolgen. Das mehrmalige Tropfen am Tag erinnert sie natürlich auch immer an ihre Behinderung. Wenn sie auf Reisen ist müssen immer Medikamente, z. T. gekühlt mit. Aber Kinder lernen schnell sich darauf einzustellen.


    2.Es belastet Kinder schon, einfach anders zu sein und nicht alles genauso machen zu können. Aber häufiges Weinen haben wir nicht. Manchmal eher Wut und das Gefühl, dass es ungerecht ist.


    3. Wenn die Kinder damit aufwachsen, gehen sie normal damit um, d. h. es gehört zu ihnen dazu. Eltern, die das Kind ermutigen, stärken das Selbstbewusstsein. Manchmal sind die Kinder sogar sehr sensibel für Menschen mit anderen Problemen.


    4.Am Anfang ist es ein Schock, Eltern sind zuweilen verzweifelt und traurig. Aber weil sie ihr Kind liebhaben, werden sie zu Kämpfern und tun alles dafür, dass das Kind ein fast normales Leben haben kann.


    5. Ja, es ist leider so, dass Kinder wegen des anderen Aussehens geärgert werden. Aber meist erst, wenn sie in der Schule sind. Aber wenn die Schule, die Lehrer oder überhaupt die nErwachsenen mit den Kindern darüber reden, wird es meist besser. Helene wurde von ihren Klassenkameraden sogar verteidigt, wenn sie von anderen Kindern gehänselt wurde.


    Ich hoffe, unsere Erfahrungen helfen dir bei deiner Arbeit. Ich wünsche dir gutes Gelingen!


    LG Manon

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. ^^

  • Hallo Aline!


    Ich bin ein erwachsenes Glaukomkind, daher kann ich nur meine eigenen Erfahrungen weitergeben, die meiner Eltern nur eingeschränkt.


    1.) Ich habe ein einseitiges Glaukom, das heißt auf dem anderen Auge kann ich sehr gut sehen. Das beschädigte Auge musste im Babyalter mehrmals operiert werden, was diverse negative Nebeneffekte hatte (Krankenhausaufenthalte sind immer anstrengend, besonders bei Kleinkindern, die ihren Rhythmus brauchen und nicht verstehen, wenn etwas unangenehm ist oder wehtut). Ich weiß das aus den Erzählungen meiner Mutter. Ich habe viel geweint und war störrig. Danach musste ich Tabletten nehmen. Ich hatte als Kind jahreslang Migräne, was ich als extrem unangenehm in Errinnerung habe. Und bis zum Schulanfang wurde das gesunde Auge abgeklebt, das war total grauselig, weil ich nicht wirklich viel gesehen habe.


    2.) Siehe oben. Meine Mutter ist zum Psychologen gegangen. Danach ist es besser geworden. Später dann war es eher etwas Besonderes, etwas, dass mich von anderen Kindern unterschieden hat. Aber ich habe auch noch ein gesundes Auge, deswegen konnte ich mich normal bei allem mitmachen.


    3) (Kleine) Kinder übernehmen recht häufig die Haltung ihrer Eltern. Bei mir ist das ganz sicher so gewesen. Als ungerecht habe ich es nie empfunden. Es ist Teil von mir. Ich bin die Einäugige (inzwischen sehe ich fast gar nichts mehr auf dem Auge).


    4.) Wie gesagt, das weiß ich nur in Bruchstücken, jedenfalls hat meine Mutter sehr darunter gelitten. Sie bricht heute noch in Tränen aus, wenn es um meine Babyzeit geht. Es wurde zu spät diagnostiziert, dann durfte sie mich nicht besuchen und am Schluss hatte sie ein traumatisiertes Kleinkind zu Hause, das unheilbar krank war. Die Umstände sind wichtig, heutzutage ist das ja alles nicht mehr so schlimm, aber wenn Du Dich hier im Forum mal umsiehst, wirst Du immer noch genug Eltern finden, die negative Erfahrungen mit Krankenhäusern gemacht haben. Und ganz wichtig: wie schwer ist die Erkrankung überhaupt? Glaukom ist ja recht variabel. Der eine sieht praktisch nichts und muss ständig operiert werden, der nächste kann recht gut damit leben. Im ersteren Fall wird die Krankheit zur Dauerbeschäftigung, im zweiten Fall tritt sie lange Zeit auch mal in den Hintergrund.


    5.) Nein. Ich wurde nicht geärgert. Ich wurde ob meiner schönen großen braunen Augen bewundert.


    Grüße Katinoblau

    einseitiges kongenitales Glaukom diagnostiziert mit 1 Jahr, inzwischen bin ich 33 Jahre alt, Lage ist nicht rosig aber stabil

  • Hallo Aline,


    ich kann dir die Erfahrungen mit unserem Sohn Rafael weitergeben, inziwschen 7 Jahre alt und jetzt das zweite Jahr in der Schule. Er gehört übrigens zu den schweren Glaukomfällen in diesem Forum und hat extrem starke Sehnervschädigungen, so dass auf dem linken Auge nur noch Hell-Dunkel-Wahrnehmung möglich ist und rechts ein Restsehvermögen von 5 %, aber mit Gesichtsfeldeinschränkungen.


    1. Er ist fast blind (s.o.), bewegt sich aber in der gewohnten Umgebung absolut sicher - außer es kommt ein plötzlich auftauchendes unbekanntes Hindernis -, er hat sich aber sehr versteckte Orientierungstaktiken angeiegnet, z.B. mit den Händen, die Personen, die von seiner Erkrankung nichts wissen, zunächst gar nicht wahrnehmen. In unbekannter Umgebung hat er die üblichen Schwierigkeiten eines eben fast blinden Menschen. Dann ist er natürlich eingeschränkt durch die regelmäßigen Augentropfen, Arzttermine und die, inzwischen Gott sei Dank nicht mehr so häufigen Narkoseuntersuchungen und eventuelle operative Engriffe am Auge.
    Natürlich sind viele Sportarten für ihn nicht möglich und z.B. das alleine auf die Straße gehen. Aber das wird hoffentlich durch das Mobilitätstraining in den kommenden Jahren besser.


    2. Als Baby und Kleinkind war er für die Ärzte, Schwestern und natürlich auch uns Eltern der Horror, weil er sich jeder Untersuchung konsequent verweigert hat. Das war immer mit viel Gebrüll und Geschrei verbunden. Er ist aber kein weinerliches Kind sondern scheint einen sehr starken Willen zu haben. Wenn, dann zeigen sich bei ihm eher Wut und Enttäuschung wegen seiner Augen, aber immer nur phasenweise bzw. wenn er wieder mal merkt, dass er bestimmte Dinge einfach nicht machen kann.


    3. Für ihn ist die Krankheit inzwischen Teil seines Lebens, aber die Wut und Enttäuschung kommen eben immer wieder und werden ihn wohl ein ganzes Leben lang begleiten.


    4. Wenn der Stress wegen OPs, Arztterminen, Tropfen und dem noch ganz normalen Alltag sehr groß ist, dann funktioniert man einfach nur. Die (emotionalen) Zusammenbrüche treten meist in Ruhephasen auf. Auch die Frage nach dem Warum. Aber jeder muss für sich lernen, damit umzugehen, damit man die nötige Kraft hat, um den Kindern zu helfen. Denn diese muss man ja stärken, damit sie im späteren Leben gut bestehen können, und zwar alleine.


    5. Rafael war in einem normalen Kindergarten und alle wussten über seine Krakheit Bescheid. Er war dort hervorragend integriert und ein beliebter Spielpartner bei den anderen Kindern. Jetzt geht er in eine spezielle Schule für blinde und sehbehinderte Menschen und wird dort hervorragend gefördert, ist also mit seinen Augen nichts besonderes. Wie es in den nächsten Jahren dann auf anderen Schulen wird, das muss sich noch zeigen.


    Liebe Grüße


    Sofie

  • 1.) Welche Einschränkungen hat Ihr Kind durch die Erkrankung an Glaukom?
    Jonas ist im September 3 geworden. Er hat ein angeborenes Glaukom auf beiden Augen. Als es festgestellt wurde, mit 4 Monaten, war der Druck auf beiden Augen über 50. Nach den OP's war der Druck auf beiden Augen ok. Links ist seitdem unverändert gut, mit einem Druck von 10-12. Rechts hat der niedrige Druck leider nie länger gehaöten als 2-3 Monate. Rechts kann er wohl nur noch hell/dunkel unterscheiden. Links sieht er noch so um die 75-80%.


    2.) Wie gehen ihre Kinder mit dieser Erkrankung um? Sind die psychischen Folgen sehr groß (z.B häufiges Weinen des Kindes,...)?
    Jonas ist eine frohnatur. Wenn er seine Sonnenbrille und seine Mütze nicht aufhat, merkt es ihm keiner an, das er rechts kaum mehr etwas sieht. Er hat das alles schon mit dem Linken Auge ausgeglichen.


    3.) Wie gehen die Kinder mit dieser Krankheit um?
    Jonas realisiert es glaube ich noch nicht so sehr mit seienn 3 Jahren. Er weiß das er nicht so gut sieht wie anderen kinder, aber ihm macht das nichts aus bisher. Er kennt es nicht anders, ich denke das macht es ihm leichter.


    4.) Wie gehen Sie damit um ein glaukomerkranktes Kind zu haben?
    Man stellt sich schon oft die Frage warum es ausgerechent einen selbst trifft. Als wir die Diagnose bekommen haben waren wir geschockt. In der Zwischenzeit hat man viel gelesen, viel Bücher gewälzt oder hier im Forum hat man auch viele Anregungen bekommen was man machen kann.
    Unser größtes Anliegen ist, das Jonas' seine Sehkraft auf dem linken Auge erhalten bleibt und das rechte Auge erhalten bleibt, auch wenn die Sehfähigkeit gegen null geht.


    5.) Wird Ihr Kind von anderen Kindern aufgrund seiner Erkrankung geärgert?
    im September kam Jonas in der Kindergarten. Die Erzieher haben den kindern erklärt das er nicht sogut sieht wie sie und deshalb einige Dinge, wie z.B. Bücher näher ans Gesicht ran nimmt. Das ist ok für sie und sie helfen ihm. Bisher habe ich, was Kinder angeht, nur positive Erfahrungen gemacht.
    Was ich von Erwachsenen leider nicht behaupten kann. Da wird man auch schonmal als Rabenmutter hingestellt. Es ist ja unzumutbar das mein Kind nix sieht und ich böse Mutter ihm die Mütze soweit ins Gesicht ziehe... Aber da steht man drüber mit der Zeit...


    Ich drück dir die Dauemn für deine Arebit und hoffe du bekommst eine tolle Note dafür :)

  • Hallo Alina,


    da hast Du Dir ja einiges vorgenommen. Denn bei jedem Kind ist diese Erkrankung anders und hat auch sehr individuelle Auswirkungen. Hier unsere:



    1.) Welche Einschränkungen hat Ihr Kind durch die Erkrankung an Glaukom?
    Mein Kind hat bereits seit ihrer Geburt nicht richtig sehen können. Durch den dauernd zu hohen Augendruck wurde der Sehnerv an beiden Augen schon extrem zerstört. Nele ist fast blind. Auf dem linken Auge kann sie noch ca. 1,5 bis 2 % sehen. Bedeutet, wenn sie ca. fünf bis sieben Centimeter an das, was sie sehen möchte, herangeht, dann sieht sie es noch scharf und in Farbe. Auf dem rechten Auge hat sie nur noch eine Schattensicht oder auch Kontrastsehen genannt. Je besser eine hell-dunkel-Phase, um so besser kann sie es noch wahrnehmen. Wir sprechen bei Nele sowieso nicht mehr von sehen, sondern von wahrnehmen.


    2.) Wie gehen ihre Kinder mit dieser Erkrankung um? Sind die psychischen Folgen sehr groß (z.B häufiges Weinen des Kindes,...)?
    Nele geht mit ihrer Einschränkung sehr gelassen um. Sie ist es ja auch nichts anderes gewohnt. Doch gibt es auch hier starke Einschränkungen. Oberflächlich scheint es eine Gelassenheit von ihr zu sein. Im Inneren kämpft sie häufig damit, nicht richtig sehen zu können. Manchmal fragt sie mich auch, warum sie nicht und andere. Schließlich fährt sie zu Hause mit ihrem Fahrrad über den Hof, ist im Sportverein mit den Inlinern unterwegs und läuft, wenn möglich, Marathon. Dann erkläre ich ihr die Folgen ihrer Erkrankung noch einmal.


    3.) Wie gehen die Kinder mit dieser Krankheit um?
    Oft versucht sie ihre Mitmenschen zu Mitleid zu ihr zu erziehen. Doch im Laufe der Zeit haben alle gemerkt, dass Nele kein Mitleid braucht. Sie wird ganz normal, wie alle anderen Kinder behandelt. Also mit allen Höhen und Tiefen.


    4.) Wie gehen Sie damit um ein glaukomerkranktes Kind zu haben?
    Ich habe Nele von Anfang an unter 'normalen' Kindern aufwachsen lassen. Heute geht sie auf eine Regelschule mit entsprechender Betreuung bzgl. ihrer Bedürfnisse. Denn ganz normal geht es eben dann doch nicht. Es ist sehr anstrengend. Denn alltägliche, für uns ganz selbstverständliche Dinge, müssen immer wiederholt werden. Wenn dann mal eine Verschlechterung des Sehens eintritt, fangen wir mit vielen Dingen von vorn an. Auch ich darf nicht nachlassen. Oft fällt mir das genauso schwer, wie Nele selbst. Könnte alles hinschmeißen und verzweifel. Doch das geht nur mal kurzfristig, da ich immer wieder da sein muss, Stärke ausstrahlen, selbstbewusst sein muss.


    5.) Wird Ihr Kind von anderen Kindern aufgrund seiner Erkrankung geärgert?
    Ja. Ab und an. Da sie sehr große Augen hat, wird sie öfter 'Glubsch- oder Froschauge' genannt. Doch kommt das nur vor, wenn Nele irgendwo neu ist und die Kinder, die das sagen, um die vielen Leidenswege (Operationen) noch nichts wissen. Häufiges Erklären hilft da, Abhilfe zu schaffen. Die meisten Kinder gehen damit aber viel offener um, als wir uns das vorstellen können. Selbstverständlich wird darauf geachtet, dass Nele nicht in Löcher und Pfützen reinstolpert. Ist sie irgendwo fremd, helfen die Kinder ihr, sich zu orientieren. Im Großen und Ganzen also das Gegenteil von ärgern.


    So, ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen. Viel Spaß mit deiner Arbeit.
    Manuela

  • Hallo!


    Ich finde es schön zu lesen, dass so viele der Kinder von den anderen Kindern unterstützt werden. Es ist irgendwie herzerwärmend. Ich wünsche allen Muttis weiterhin viel Kraft und Glück.


    Katinoblau

    einseitiges kongenitales Glaukom diagnostiziert mit 1 Jahr, inzwischen bin ich 33 Jahre alt, Lage ist nicht rosig aber stabil

  • Hallo Alina,


    tolle Idee mit der Arbeit!


    Zu Deinen Fragen:


    1) Unser Sohn ist jetzt 7 Jahre alt und hat keine Einschränkungen.Er ist stark weitsichtig was aber mit dem Glaukom nichts zu tun hat. Bei ihm wurde das angeborene Glaukom recht früh (3,5 Monate ) entdeckt und gleich operiert. Links 2 Mal und rechts 1 Mal- da tropfen wir auch jetzt noch.
    Aber alles ist prima stabil.


    2) Wir haben immer mit offenen Karten gespielt. Er weiß, daß er die Krankheit hat , dass viele Untersuchungen nötig sind... aber auch, dass er sonst nicht bevorteilt, ständig bemitleidet... wird.
    Er ist ein sehr fröhliches, selbstständiges Kind und hart im nehmen.


    4) Wir waren natürlich am Anfang auch geschockt und etwas hilflos, bis man sich in die Sache reingearbeitet hat. Aber dann funktioniert man und die Narkosen... werden einfach gemacht, da es keine andere Alternative gibt. Man muss dem Kind auch ein stabiler Partner sein, sonst wird das Kind total verunsichert. Wir haben das riesengroße Glück, daß wir ein total tolles soziales Umfeld haben. Das hat uns sehr geholfen. Unsere Eltern haben sich um die große Schwester gekümmert...
    Man hat natürlich seine Durchhänger, aber das hängt auch von der Schwere der Erkrankung ab, wie gut man das wegstecken kann.


    5) Unser Sohn wurde nie gehänselt, aber man sieht es ihm auch nicht an. Da die Augen nicht so extrem groß sind.


    Ich hoffe dir auch mal ein positivereren Verlauf der Krankheit aufgezeigt zu haben. Den gibt es Gott sei Dank auch. Wir sind auch wirklich jeden Tag sehr dankbar darüber!
    Ich denke , dass auch die Psyche viel mit zu tun hat.


    Viel Erfolg!
    Viele Grüße
    Bettina

  • Hallo Alina!
    Toll, dass Du dieses Thema für Deine Arbeit ausgewählt hast. Ich hoffe, meine Ideen kommen nicht zu spät und Du schreibst noch an Deiner Arbeit...


    Unser Sohn Florian ist mittlerweile 12 Jahre alt.
    1.) Welche Einschränkungen hat Ihr Kind durch die Erkrankung an Glaukom?
    Aufgrund des angeborenen Cataract wurde Flo mit 2 Monaten auf beiden Augen operiert und die getrübten Linsen wurden entfernt. Mittlerweile wissen wir, dass durch diese so früh notwendigen OPs häufig ein Sekundärglaukom entsteht. Das wussten wir damals noch nicht, ist vielleicht auch besser so, dass man Infos so nach und nach erfährt und verarbeiten kann.
    Der Sehnerv war mit 6 Monaten durch den hohen Druck von 40-45 schon so weit beeinträchtigt, dass Flo dort mittlerweile nur 2 % sehen kann, sozusagen "einäugig" sieht.Auf seinem guten linken Auge ist der Druck erst mit 8 Jahren höher gestiegen (25-28), so dass er dort 20-25 % sieht.
    In den ersten zwei Lebensjahren wurde Flo ca. 15 Mal operiert (Laserbehandlungen, Verklebungen), dann hatte er drei Jahre Ruhe, mittlerweile sind es ca. 25 OPs.
    Flo hat eine Integrative Kindergartengruppe besucht, er war in der Grundschule in der Förderschule "Sehen" (30 km entfernt) und seit Sommer ist er auf dem Gymnasium hier am Ort. Bzgl. seines Schulbesuchs empfindet er sich, glaube ich, nicht als eingeschränkt.
    Es fällt ihm schwer, Abstände oder Bürgersteigkanten einzuschätzen, er ist extrem blendempfindlich, was mit Kappe oder Kantenfilterbrille gut zu bewältigen ist. Er liest sehr gerne und der Lesestein "fliegt"so schnell über die Zeilen, dass Flo sich dort nicht eingeschränkt fühlt. Er kennt es ja auch nicht anders und ist meistens zufrieden. Allerdings hofft er, dass in 5 Jahren ein selbstfahrendes Auto erfunden wird, mit dem auch sehbehinderte Menschen fahren dürfen. Der Nachteil des fehlenden Führerscheins ist für ihn gegenüber seiner zehnjährigen "gesunden" Schwester schon traurig...


    2.) Wie gehen ihre Kinder mit dieser Erkrankung um? Sind die psychischen Folgen sehr groß (z.B häufiges Weinen des Kindes,...)?
    Flo ist selbstbewusst und fröhlich. Das schwierigste sind für ihn die vielen OPs, die ihn natürlich zum Weinen bringen. Trotzdem versucht er immer so tapfer zu sein, dass es mir in der Seele weh tut ... Da wir zu den Narkoseuntersuchungen oder OPs immer mit dem Zug von NRW nach Flensburg bzw. Würzburg fahren, ist diese "ätzende Angelegenheit" für Flo auch ein wenig mit positiven Erlebnissen verbunden, da das unterwegs sein in Bus und Bahn zu Flos Hobby geworden ist. Weiterhin ist die intensive Zeit im Krankenhaus zwischen uns beiden für ihn - und mich - auch ein Stück weit positiv.


    3.) Wie gehen die Kinder mit dieser Krankheit um?
    Er setzt sich sehr bewusst mit seiner Behinderung auseinander, wir reden viel mit ihm darüber. Er hat z.B. auch die Kuscheltiere in sehbehinderte und sehende Tiere eingeteilt. Er schreibt z.B. erfundene Geschichten über unsere Familie, in denen er erzählt, dass er oder andere sich mit seiner Sehbehinderung auseinandersetzen.
    Manchmal versucht er seine Sehbehinderung als Entschuldigung einzusetzen, um bestimmte Aufgaben nicht erledigen zu müssen ("Ich bin aber doch sehbehindert!").
    Er sieht auch die positiven Konsequenzen seiner Sehbehinderung, z.B. durch seinen Schwerbehindertenausweis das kostenlose zweckfreie Bus- und U-Bahn - Fahren in allen möglichen Städten Deutschlands.

    4.) Wie gehen Sie damit um ein glaukomerkranktes Kind zu haben?
    Das Leben mit Flo ist manchmal federleicht, aber auch mal tonnenschwer. Wir haben seine Erkrankung schon nach 1 Lebenswoche beim Augenarzt feststellen müssen. Da ich selber auch Cataract habe (Visus RA: 2 %, LA 85%), und ich meine Ausbildung an einer "Blindenschule" machte, habe ich mich schon früh mit dem Thema "Sehbehinderung" beschäftigt. Allerdings war ich irgendwie betriebsblind und dachte, mit der nächsten OP wird dann alles gut... So richtig realisiert habe ich Flos Sehbehinderung erst mit der Anmeldung im Kindergarten, weil in dem ärztlichen Gutachten stand: Lebenslange Sehbehinderung und Entwicklungsrückstand. So schwarz auf weiß, kapierte ich allmählich, dass wir froh sein können, den Zustand zu erhalten, mit einer Verbesserung können wir eigentlich nicht rechnen...
    So sind wir dankbar für jeden guten (Seh-) Augenblick und hoffen, dass es viele federleichte Phasen gibt.


    5.) Wird Ihr Kind von anderen Kindern aufgrund seiner Erkrankung geärgert?
    Das kommt schon mal vor, besonders weil Flo keine Kontaktlinsen tragen kann und seine dicke Brille schon sehr auffällig ist. Das Ärgern ist allerdings jetzt im Gymnasium am Wohnort nicht so schlimm wie an seiner "alten" Grundschule mit anderen sehbehinderten und blinden Kindern. Dort feilscht man auch um jeden Sehrest und der beste "Seher" ist oft der King.
    Das gute soziale Klima in Flos jetziger Klasse ist aber auch den tollen Lehrerinnen von Flo zu verdanken. Sie haben sich bewusst Zeit genommen, mit Flos Mitschülern Simulationsübungen zu machen und sich mit Flos "Sehen" bzw. "Nicht-Sehen" auseinanderzusetzen.
    Hänseleien kommen meistens im fremden Umfeld vor (auf der Straße, im Laden). Cool wäre, wenn man da die passende Antwort parat hätte, die einem leider erst 2 Stunden später einfällt....


    Viel Erfolg wünscht Deine Bettina

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