Glaukom bei einem 3 Monate altem Kind

  • Hallo Justyna,


    zum Thema Messungen:


    Alle Augendruckmessungen sind indirekte Messungen. Also nicht wie beim Autoreifen, wo ein Zugang ins Innere gelegt und dann direkt mit einem Barometer gemessen wird, sondern praktisch eine Kugel (aus einer immergleichen, bestimmten Höhe) auf den Reifen fallengelassen wird und dann gemessen wird, wie hoch die Kugel zurückspringt. Anhand der gemessenen Höhe wird der Druck im Inneren mit Hilfe von Umrechnungstabellen abgeleitet.
    Ob nun eine Kugel fallengelassen wird, ein Messtab ausgestoßen und der Rückimpuls gemessen wird, ein Luftstoß auf das Auge trifft, abgelesen wird, welche Fläche bei bestimmtem Apressdruck auf die Hornhaut nachgibt, gemssen wird, wie tief ein Messstab die Hornhaut eindellt, oder was es nicht sonst noch alles gibt - keine dieser dieser Methoden ist 100% genau weil indirekt!


    Wenn nun Geräte für den privaten Hausgebrauch den Druck messen sollen stellt sich mir allerdings die Frage, an wem diese justiert sind. An Erwachsenen- oder Kinderaugen? Denn eins ist klar: Die Lederhaut bei Babys ist weicher/ flexiebler als bei Erwachsenenaugen (Sonst würden Erwachsene, die spät an einem Glaukom erkranken auch einen Buphtalmus haben. Tun sie aber nicht, weil die Lederhaut sich nicht mehr dehnt).


    Ich stelle mir es so vor, dass das Erwachsene Auge einem LKW-Reifen entspricht und ein Kinderauge einem Fahradreifen. Wenn ich also beide Reifen mit demselben Druck aufpumpe und dann eine indirekte Messung durchführe, indem ich eine Kugel aus derselben Höhe auf die Reifen Fallen lasse und messe, wie hoch sie zurückspringt, bekomme ich auf jeden Fall unterschiedliche Ergebnisse - also falsche Ergebnisse.


    Nun ist es so, dass die Messungen in Kliniken von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden, die um die Abweichungen der unterschiedlichen Messverfahren wissen und diese entweder durch entsprechende Vorjustierung der Geräte oder Nachrechnung der Messwerte korrigieren.


    Die Frage ist also, ob alle Familen mit Selbstmessgeräten auf die Abweichungen und ggf. Korrekturmaßnahmen von den Ärzten oder Gerätevertrieblern aufmerksam gemacht werden?


    Auf deine Frage zurückzukommen, ob die Messwerte nun nach oben oder unten korrigiert werden müssen, kann ich keine genaue Antwort geben.
    Unter der Annahme, dass die Babylederhaut flexiebler ist, würde ich sagen, dass bei euch mit dem I-care ein niedrigerer Druck gemessen wurde als er tatsächlich ist. Gleichzeitig aber muss man die höhere Hornhautdicke mit einbeziehen, die den Messwert wiederum höher ausschlagen lässt. Das könnte sich also gegenseitig aufheben, so dass der angezeigt Wert dem tatsächlichen Druck entspricht. Da ich weder sagen kann, welche Abweichungen in mmHg von dem einen oder anderen zu erwarten sind, werde ich mich auch hüten, konkrete Zahlen zu nennen. ;)
    Ist die Hornhaut dicker als normal = gemessener Wert ist höher als der tatsächliche Druck
    Ist die Hornhaut dünner als normal = gemsssener Wert ist niedriger als der tatsächliche Druck


    Was es nur um so deutlicher macht, dass viele Faktoren Einfluss auf die Messergebnisse haben und es daher in den ersten Jahren unverzichtbar ist, den Druck von Ärzten messen und vor allem interpretieren zu lassen.


    Nur so ein Gedanke: Wenn bei der nächsten Narkoseuntersuchung mit genauen Verfahren (nach Goldmann oder Schiötz) gemessen wird, kann doch gleich hinterher mit dem icare eine weitere Messung erfolgen. Die Differenz der Messungen ist folglich der Wert, der in Zukunft mit dem I-care-Wert verrechnet werden muss (Falls die Abweichung überhaupt so groß ist, dass korrigiert werden muss).



    Gruß Till

  • Hallo Justyna,


    zum Untersuchungsintervall kann ich nur sagen, dass Erik ebenso häufig wie Jonas, also im 4 bis 6 Wochen Rythmus untersucht wurde - in Narkose versteht sich.


    Aber das ganze hat für uns durch die Ventile nun eine erfreuliche Wendung genommen, so dass wir zunächst nur noch halbjährlich ins Krankenhaus müssen.



    Gruß Till

  • Hallo,


    Till danke für deine Erklärungen, jetzt verstehe ich endlich wie das ganze funktioniert :) Gut, dass wir das Forum gefunden haben und alle unsere Fragen beantwortet werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir von den Ärzten als Eltern nicht wahr genommen werden na ja. Zu den Messungen sind wir nicht weiter ein bisschen verzweifelt, weil wie ich schon früher geschrieben habe gibts in der Klinik in Polen kein I-care, was mich total sauer macht, weil wir eigentlich im 21. Jahrhundert leben Man will seinem Kind helfen aber irgendwie hat man die Hände gebunden. Na ja, nochmal danke, jetzt haben wir ein paar Tage Urlaub verdient :)


    Viele Grüße,
    Justyna

  • Hallo Till,


    genau so haben wir es mal gemacht als sich Tim noch recht gut mit dem " Goldmann "
    messen lies. Der Unterschied zum iCare war 1-2 mmHg .
    Und auch beiden anderen Untersuchungen war der Druck immer in dem Bereich wie mit dem iCare.
    Mir ist es vor allem wichtig zu sehen, ob der Druck konstant bleibt oder steigt.
    Das ist doch genau das gleiche wie beim Blutdruckmessen! Beim Arzt wird auch mit einem anderen Gerät gemessen wie zu Hause und die Werte differieren zum Teil stark!
    Das hat auch viel zu tun mit Aufregung, Tageszeit...
    Das heißt für mich: Wenn der Druck beim AA ok war , nehme ich den Druck, den ich mit dem iCare vor oder nachher gemessen habe als Sollwert. Sobald er steigt gehe ich wieder hin!


    Daß man die AA Termine wie bei allen anderen Glaukomkindern einhält und auch die Narkosen ist doch klar



    Hallo Justyna,


    daß es in einer Klinik ( auch in Deutschland) kein iCare gibt ist, ist nicht selten. Auch unsere Klinik hatte es lange Zeit nach mir. Viele trautem dem Gerät nicht, die finanziellen Mittel sind nicht da...
    Aber da ist auch von uns Eltern immer wieder Engagment gefragt. Immer wieder auf bestimmte Dinge ansprechen... Nur so kommen wir mit den Ärzten weiter.


    Viele Grüße
    Bettina

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