Hallo Anne,
unser Sohn geht seit September auf die Regelschule. Er ist dort das erste Kind mit Behinderung überhaupt. Auch in "unserer" Gundschule hatten sie Bedenken, ob sie ihn mit durchschleifen könnten. Wir haben dann ganz offen Gespräche mit der Rektorin und den Lehrerinnen geführt und auch die Frühförderung eingebunden, die uns toll unterstützt haben. Nach rund 9 Monaten Lobbyarbeit haben wir dann schließlich das Okay bekommen - für uns doppelt wichtig, da sein (nicht behinderter) Zwillingsbruder und der ältere Bruder auch auf diese Schule gehen.
Auch unser Sohn war vorher ein Jahr lang einmal pro Woche in der Vorschule/Frühförderung. Das war anfangs für uns echt schwierig zu akzeptieren - er wurde jeden Donnerstagmorgen von einem Taxi abgeholt und durch ganz Köln in den Süden gekarrt. Nach einiger Zeit hat er das aber völlig problemlos hingenommen - nach der letzten Fahrt hat er dem Fahrer gar einen Brief geschrieben. Dieses Jahr hat ihm viel gebracht - auch weil er erleben durfte, daß blinde Kinder genausoviel Spaß am Leben haben wie sehende.
Wir hatten uns im Vorfeld überlegt, ob wir ihn auf eineRegelschule oder in die Förderschule stecken. Wir haben uns für den GU entschieden, weil er sich Zeit seines Lebens mit Sehenden wid messen müssen - am besten also gleich damit starten.
Die Argumente, die die Schule in Eurem Fall anführt, sind fadenscheinig und zeugen von unnötiger Verzagtheit. Auch in einem Verband mit 29 Kindern kann Euer Kind gefördert werden. Zumal es ja eine Unterstützung gibt durch die Förderschulen. Bindet die frühzeitig ein und prüft unvoreingenommen, ob nicht ein GU-Unterricht für Euer Kind die bessere Wahl ist. Hier in NRW ist Inklusion gesetzlich verankert und politisch gewollt. Wenn Ihr das unbedingt wollt, dann kann Eure Schule da eigentlich gar nicht anders als dem nachzukommen.
Unser Sohn kommt übrigens wunderbar mit in der Schule. Er fühlt sich völlig wohl an der Schule.
Was das Thema "Anderssein" angeht: Nachdem wir lange gezögert haben, sprechen wir da inzwischen offen drüber. Kinder gehen damit dann sehr selbstbewußt um, wenn man als Eltern ebenfalls souverän damit umgeht: Ja, Du bist anders als andere Kinder! Er wird es ohnehin merken - wenn Ihr es totzuschweigen versucht, wird er sein Anderssein als nicht normal, als bedrohlich empfinden - und dann können ihn die Händeleien, die wahrscheinlich tatsächlich kommen werden, nicht mehr so verletzen.
Ich wünsche Euch viel Erfolg und die richtige Entscheidung!
Viele Grüße
Marc