Angeborenes Glaukom bei unserem Sohn

  • Hallo zusammen,

    Mit 4 1/2 Monaten wurde bei unserem Sohn ein Angeborenes Glaukom auf beiden Augen festgestellt.

    Stand heute ist, dass unser Sohn 3 Mal operiert wurde. Bei jedem Auge wurde eine Trabekulotomie vorgenommen. Außerdem wurde bei dem rechten Auge noch eine vorgefallene Regenbogenhaut entfernt. Seit mehreren Wochen ist der Augendruck nun schon stabil. Die letzten Werte waren 11 und 14. Wir hoffen, das bleibt so. Außerdem sieht er wohl noch zu 75%. Seine Dioptrien sind -4 und 0. Die Brille soll er in ca. 8 Wochen verschrieben bekommen. Bis dahin wird er mindestens noch einmal, vielleicht auch noch mal in Narkose, untersucht. Sorgen macht uns noch eine "Narbe" im rechten Auge. Die nächste Untersuchung soll mehr Klarheit bringen.

    Dazu habe ich an Euch noch ein paar Fragen. Vielleicht könnt Ihr mir mit Eurer Erfahrung helfen?

    1.) Ist sicher davon auszugehen, dass er Gesichtsfeldausfälle haben wird? Seine Exkavationswerte waren 0,8-0,9. Wird das erst im Alter von ca. 5 Jahren festgestellt werden können?
    2.) Unser Sohn ist sehr lichtempfindlich. Welche Tricks kennt Ihr dafür? Könnte sich das noch geben?
    3.) Sein rechtes Auge tränt leider andauernd. Könnte sich das auch noch geben?
    4.) Habt Ihr eine Ahnung, wie es zu der Krankheit gekommen sein kann? Es gibt keinen Fall bei uns in der Familie. Gibt es Ursachen während der Schwangerschaft dafür?
    5.) Gibt es einen Richtwert, ab wann wir davon ausgehen können, dass der Druck erstmal, vielleicht sogar für Jahre, stabil bleibt? Ich meine, vielleicht, wenn er 10 Wochen nach den TOs noch stabil ist oder so...

    Vielen Dank für Eure Hilfe vorab! Ich hoffe, ich kann auch mal helfen. Noch bin ich allerdings ein "Neuling" im Forum...

    Mit besten Grüßen,
    Wilhelmina

    Einmal editiert, zuletzt von Wilhelmina Busse (6. Oktober 2011 um 17:40)

  • Hallo Wilhelmina,

    wie alt ist denn euer Sohn inzwischen?

    Wenn du etwas hier imForum gestöbert hast, dann ist dir sicher aufgefallen, dass es das angeborene bzw. kindlich Glaukom in den verschiedensten Ausprägungen gibt, und gerade das macht es unheimlich schwierig, irgendwelche Voraussagen für die Zukunft zu treffen.

    zu 1) Über mögliche Gesichtsfeldausfälle lässt sich überhaupt keine Vorhersage treffen, das hängt von der Schädigung der Sehnerven ab. Das müsstet ihr unbedingt mit den operierenden Augenärzten besprechen.

    zu 2) Lichtempfindlichkeit ist sehr typische bei Glaukomkindern. Bei unserem Sohn, inzwischen 7, ist es aber besser geworden, aber es wird wohl nie ganz verschwinden. Wir haben immer mit Sonnenkäppis und Sonnenbrillen mit eingeschliffener Sehstärke gerabeitet. Jetzt hat er eine Brille, die sich bei Sonnenlicht automatisch verdunkelt. Ansonsten haben wir eben oft den Schatten gesucht.

    zu 3) Das mit den Tränen gibt sich normalerweise. Es könnte z.B. mit einer vorherigen OP zusammenhängen. Aber fragt mal die Ärzte.

    zu 4) Die Forscher und Ärzte stochern noch ziemlich im Dunkeln, auch weil die Krankheit sehr selten ist. Es gibt verschiedene Theorien, z.B. vererbter Gendefekt oder spontane Genmutation am Anfang der Schwangerschaft, wobei ich noch nichts über mögliche Ursachen bei einer möglichen Genmutation gelesen habe. Wie gesagt, es ist alles noch sehr vage.

    zu 5) Da muss ich dich leider enttäuschen: Es gibt keinen Richtwert. Es kann natürlich sein, dass der Druck über viele Jahre stabil ist, es kann aber auch sein, dass er innerhalb eines Tages extrem ansteigt. Man kann nicht davon ausgehen, dass man nach zwei Monaten Stabilität dann für mehrer Jahre Ruhe hat, leider!!!!

    Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen!

    Grüße
    Sofie

    Sofie

  • Hallo Wilhelmina,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön, das Du den Weg zu uns gefunden hast und so offen fragst. Du hast ja schon eine ausführliche Antwort erhalten :)

    Stöbere gerne durchs Forum und frag weiter, alles was Du wissen möchtest! Wir haben alle mal als "Neuling" angefangen und sind gerne bereit unser Wissen weiter zu geben.

    Bei weiteren Fragen und ein telefonisches Beratungsgespräch, kannst Du mich gerne anrufen!

  • Hallo!

    In meiner Familie habe ich ein angeborenes und meine Schwester ein juveniles Glaukom (erworben mit drei Jahren).

    1.) Der Sehnerv kann größere Schädigungen vertragen, ohne dass es zu Gesichtsfeldausfällen kommt. Allerdings lässt sich das schlecht vorhersagen. Meine Schwester hat bis heute keine Beeinträchtigungen, obwohl deutlich Sehnervenschäden zu sehen sind. Ab wann man das feststellen kann, hängt vom Kind ab. Du solltest Dir im Klaren sein, dass so frühe Glaukome oft auch das Auge in seiner Entwicklung schädigen, das heißt, das schlechte Sehen kommt dann gar nicht von den Sehnervenschäden sondern vom Auge selbst.

    2.) Hat sich bei mir nie gegeben. Ging aber jahrelang ohne weitere Probleme. Ich hatte halt eine Sonnenbrille. Ob es sich gibt hängt davon ab, ob die Trübung der Hornhaut reversibel ist.

    3.) Auch das hat sich bei mir nie gegeben. Tränen sind normalerweise ein Versuch des Auges das überflüssige Wasser loszuwerden (mit minimalem Erfolg). Aber es schwankt sehr stark. Manchmal tränt es gar nicht, an anderen Tagen sehr stark.

    4.) Kongenitale Glaukome sind die Folge einer Entwicklungsstörung in der frühen Schwangerschaft (ersten zwei Monate). Die Ursachen sind nicht erforscht. Von daher könnte es alles sein, spontane Mutation, Vererbung, Umwelteinflüsse. Bei uns scheint es in der Familie zu liegen (auch wenn mein eigenes Kind bisher gesund ist), aber es gab auch schon Untersuchungen, die gezeigt haben, dass es nicht erblich ist. Mach Dir keine Gedanken ob Du etwas hättest anders machen können. Angeborene Glaukome fallen in die Kategorie Schicksal. Da kann man nichts machen und es ist niemands Schuld.

    5.) Nein. Ich hatte zwei Trabekulotomien als Baby und der Druck war 20 Jahre lang in Ordnung. Bei anderen Kindern ist es schon nach Monaten wieder aus.

    Liebe Grüße
    Katinoblau

    einseitiges kongenitales Glaukom diagnostiziert mit 1 Jahr, inzwischen bin ich 33 Jahre alt, Lage ist nicht rosig aber stabil

  • Hallo nochmal,

    Vielen Dank an Sofie, Nicole und Katinoblau für die Antworten! Für Euch Alles Gute!

    Eure Erfahrungsberichte haben mir bereits geholfen. Bei einigen Fragen werden wir wohl auch nochmal bei den Ärzten nachhaken, wie Du geraten hast, Sofie. Unser Junge ist jetzt übrigens 6 1/2 Monate.

    Fürs Forum fallen mir noch ein paar weitere Fragen ein. Vielleicht hat ja noch jemand Lust zu antworten?

    A.) Unser Sohn hat rechts oft ein geschwollenes Augenlid bzw. öffnet das Auge oftmals nicht so sehr wie das linke. Ist das auch ein Symptom oder kommt das vielleicht von den OPs?
    B.) Worum könnte es sich bei ihm bei der "Narbe" im rechten Auge handeln? Es sieht aus wie eine Ader, die erhaben ist und sich über die Bindehaut und zum Teil über die Hornhaut gelegt hat. Kennt Ihr so was auch? Vor den OPs hatte unser Kind das nicht...Naja, bei der nächsten Untersuchung sind wir vielleicht schlauer.
    C.) Vielleicht eine banale Frage: Aber fotografiert Ihr die Kleinen auch mal mit Blitz?

    Liebe Grüße,
    Wilhelmina

  • Hallo!

    A) Das kann von der OP kommen, wann war denn die letzte? Wenn es von der OP kommt, müsste es mit der Zeit besser werden. Andererseits ist das auch das Auge das tränt, wie Du weiter unten geschrieben hast. Eine geschädigte Hornhaut lässt das Auge tränen, lichtempfindlich sein und es sieht geschwollen aus. Am besten Du fragst den Arzt.

    C) Also ich werde öfters mit Blitz fotografiert. Ich kann nicht sagen, dass ich das nicht vertragen würde. Helles Tageslicht vor allem im Sommer ist mehr ein Problem.

    Grüße Katinoblau

    einseitiges kongenitales Glaukom diagnostiziert mit 1 Jahr, inzwischen bin ich 33 Jahre alt, Lage ist nicht rosig aber stabil

  • Hi Wilhelmina,

    Willkommen im Forum.
    - Das mit der Narbe steht mit Sicherheit im OP-Protokoll oder einer Epikrise. Die würde ich nach jedem OP- bzw. NU-Termin verlangen.
    - Das mit der Lichtempfindlichkeit hat sich bei meinem Sohn innerhalb von zwei Jahren deutlich gesenkt.
    - Gsichtsfeldausfälle werdet Ihr erst später bemerken, wenn er über Dinge stolpert oder sich an Möbeln oder Türen stößt, die er übersieht - weil dort halt das Gesichtsfeld schwach ist.

    Gruß Till

  • Hallo,

    die Lichtempfindlichkeit bei unserem Sohn ist mit der Zeit auch viel besser geworden. Er ist vor allem im Frühjahr und im Herbst, wenn die Sonne Tiefer steht, Lichtempfindlich. Im Sommer geht es eigentlich. Wir fotografieren auch mit Blitz.
    Alles Gute für euch.
    Lg Jessica und Jonas

  • Hallo!

    Ich danke Katinoblau, Till sowie Jessica und Jonas für Eure weiteren Antworten! Es ist jedes Mal sehr aufschlußreich für uns!

    Die letzte OP war übrigens am 31.08. auf dem rechten Auge. Es wurde vorgefallene Regenbogenhaut entfernt.

    Mittlerweile hat sich das rechte Auge auch schon ein wenig gebessert. Die Schwellung ist z.B. schon zurückgegangen! Von der "Narbe" ist auch nichts mehr zu sehen.

    Statt dessen wurde bei der letzten Untersuchung festgestellt, dass die Hornhaut auf dem rechten Auge zur Nase hin ein wenig trüb ist. Dies würde aber mit der Zeit auch weggehen. Ob zusätzlich eine Verletzung der Hornhaut vorliegt, müssen wir beim nächsten Mal nochmal nachhaken.

    Wir fotografieren jetzt auch wieder mit Blitz! Es ist schön, wenn man einen Teil der Normalität des Alltags zurückerobern kann.

    Vielen Dank und viele Grüße,
    Wilhelmina

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